Polio Hintergrund (200)

Die Klientin leidet seit 50 Jahren an Polio. In dieser Sitzung gelangt sie sehr schnell an den konkreten Auslöser in ihrer Kindheit. Zwei Tage später war die Krankheit ausgebrochen. Anhand des Auslösers gelingt es ihr auch, den Hintergrund wahrzunehmen und zu verändern.

Kl: Es ist der Gang von gestern und vorgestern und das Licht fällt von oben ein und hinten rechts ist die Tür immer noch offen und gegenüber ist die Tür des Kriegers und die ist angelehnt. Ich will mal sehen wie es ihm geht. - Die Klientin geht dorthin. - Ich schiebe sie auf. - Türknarren wird eingespielt. - Der Raum hat mehr Licht als gestern, aber er sitzt da ziemlich unwirsch. Er sagt, anklopfen kannst du immer noch nicht und ich sage daraufhin, willst du Streit mit mir? Ich gehöre hier genauso rein wie du, aber er ist nicht so zickig wie gestern, aber ich habe mit ihm noch irgendwas zu erledigen. - Direkte Ansprache. - Du störst mich. Du hast was an dir, so eine Spannung, so eine widerwärtige Spannung.
Th: Du könntest mal mit ihm gucken, wann diese Spannung entstanden ist. Wann du ihn gebraucht hast mit dieser Spannung, es muß mal einen Punkt gegeben haben wo das für dich wichtig war diese Spannung.
Kl: Wann brauchte ich diese Spannung?Kannst du mir mal die Situation zeigen als ich diese Spannung von dir gefordert habe und sie dann durch mein Leben getragen habe? Da muß ich gleich anfangen zu heulen.
Th: Laß es da sein, er zeigt dir gerade den Weg.
Kl: Es macht mich traurig. Er vermittelt mir, daß ich da nicht rankommen kann.
Th: Frag ihn doch mal ob er dafür zuständig ist, daß du diese Traurigkeit nicht spüren kannst oder wolltest?
Kl: Bist du dafür zuständig? Er sei mitverantwortlich, aber nicht alleine. Wer noch? Ich gehe wie durch eine Kanalisation.
Th: Spüre mal was das für Gefühle in dir auslöst.
Kl: Ekel, es stinkt.
Th: Nimm das als Hinweis und atme intensiver.
Kl: Ich fange gleich schon wieder an zu heulen.Es geht immer tiefer und ist so gelblich, rostig, eklig, dreckig, ich mag mich gar nicht abstützen an den Wänden und es ist so als ob er mich schiebt und ich gar nicht will. Er schiebt mich richtig in diesen Dreck rein, in diese eklige Kanalisation.
Th: Drück es mal aus, diesen Ekel, den Dreck , laß die Gefühle da sein was du empfindest.
Kl: Da ist alles so rostig und durch die Jauche, durch die ich jetzt gehen muß, die ist so braun und eisenhaltig und er schiebt mich immer weiter durch diesen Gang.Es kommen immer mehr Röhren auf diesen Gang zu, es gibt jetzt richtige Strudel und ich muß da rein. Wieso muß ich da rein? -Du hast gebeten dir einen Weg zu zeigen also mußt du da jetzt durch.Durch diese Scheiße, durch diesen Dreck. Du siehst doch da hinten eine Treppe, da geht es auch wieder hoch, aber du mußt da jetzt durch. Ich komme da nicht durch. - Musik wird eingespielt. - Du mußt da durch.
Th: Atme mehr und drücke es aus was da ist, nicht festhalten.
Kl: ich komme da nicht gegen an. Ich lehne mich richtig an ihn an und er sagt ich schubse dich, du mußt da jetzt rein.
Th: Dann tue es.
Kl: - Atmet schwer. - Ich kann nichts sehen. Er schiebt mich weiter. Oh mein Kopf. - stöhnt - Er zerrt mich da durch so einen Gang. - weint - Ich weiß nicht wo ich bin. Er schiebt und schiebt. Es geht immer weiter, weiter. Nicht festhalten sagt er. - weint und schreit - Ich muß hier raus. Ich will zu dem Licht da, ich will hier raus.Er sagt, du mußt hier noch raus, ich liege in der Pfütze, wälz dich raus.
Th: Bleib in den Bildern nicht abhauen.
Kl: Ich kann nicht aufstehen, ich kann nicht gehen. - weint -
Th: Du kennst das Gefühl, ich kann nicht aufstehen, da ist dein Krieger entstanden.
Kl: Ich breche zusammen. Das ist der Kämpfer.
Th: Ja, laß es zusammenbrechen jetzt. Erlaube es, keine Kontrolle.- Klientin weint eine Weile. Musik läuft. -
Kl: Er nimmt mich an die Hand und sagt, laß sie doch jetzt da unten sitzen, sie gehört da hin, der Kämpfer, verabschiede dich und ich kann nicht. Er will mich rausführen wo die Sonne scheint.Er sagt, laß sie zurück und sie sitzt da ganz verzweifelt und dreckig.Sie will nicht alleine bleiben. Soll ich bei dir bleiben?Sie guckt mich gar nicht an sie sitzt nur da in ihrer Welt im Dreck.
Th: Frag sie doch mal was sie da rein geführt hat.
Kl: Wie bist du hierhergekommen? Ich weiß nicht sagt sie, irgendwie kam es plötzlich.Jetzt kommt mir das Bild bevor ich krank wurde, ein, zwei Tage davor, da bin ich aus einem Baum gefallen und ich spüre diesen Fall und ich weiß nichts mehr von dem Schmerz als ich aufgeprallt bin. Ich weiß nur, dieser Fall zerriß mein Leben.
Th: Gehe noch mal dorthin auf den Baum.
Kl: Die Erwachsenen sitzen auf der Terrasse und wir klettern in den blühenden Bäumen. Wir gucken den Erwachsenen auf den Tisch, die trinken Kaffee und dann sehe ich meinen Vater und dann falle ich. - fängt an zu weinen - Er hatte keine Haare auf dem Kopf und die Glatze, die sah man immer gleich. Er sitzt und lacht mit den Leuten und ich gucke auf den Tisch und falle und dann kommt das Schreien der Erwachsenen und ich lag ja nur im Garten und hatte mir auch nichts getan.
Th: Gehe noch mal in die Situation und schaue es dir von Außen an und gucke mal was das kleine Mädchen macht, was da passiert.
Kl: Das kleine Mädchen klettert mit ihrer Freundin in den Baum und will den Erwachsenen zeigen wie mutig es ist. - direkte Ansprache - Schaut mal her wie mutig ich bin, aber es schaut ja keiner.
Th: Was macht das mit dir?
Kl: Noch höher, noch weiter, höher hinaus. Ich bin weiter geklettert damit ihr mich sehen könnt und als ich dann rüberguckte kam der Fall.
Th: Guck mal was da passiert in dem Moment, schaue es dir mal an von Außen.
Kl: Mir wird schlecht, es dreht sich. Warum bin ich da oben? Die Freundin war noch ein Stückchen höher und wir gucken auf die Terrasse und dann falle ich.War es die Enttäuschung, daß sie nicht sehen wie mutig wir sind?
Th: Zeig ihnen mal was du denkst.
Kl: Warum guckt ihr denn nicht her, wir sind so mutig wie die Jungs und können in die Bäume steigen. Sie sind mit sich beschäftigt.
Th: Was löst das aus wenn du das siehst, sie kümmern sich nicht um dich.
Kl: Also ich bekomme so einen Schwindel im Kopf. - direkte Ansprache - Schwindel warst du das, der mich unsicher gemacht hat? Nein, du mochtest nicht mehr hingucken, du bist nichts wert, das war es. - weint -
Th: Sag das mal den Erwachsenen. Sie sollen jetzt mal gucken und dir zuhören.
Kl: Ihr könnt ruhig mal raufgucken. Wir sind in den Birnenbaum geklettert, sind wir nicht toll? Schaut mal her, hier sind wir.
Th: Zeig ihnen auch was da passiert mit deinem Schwindel was dahinter steht.
Kl: Dreht sich denn alles nur um euch? Sind wir unwichtig? Es kommt so das Gefühl hoch, daß sie das alles gerade ertragen, erdulden, daß da noch Kinder sind.Warum mögt ihr uns nicht und beachtet uns nicht? - Stimme wird kindlich. - Wir gehören doch zu euch. Sie gucken ganz erstaunt nach oben.Mein Vater guckt nach oben und redet weiter und nimmt uns doch nicht wahr. Du schaust zwar hoch, aber es ist wichtiger da unten zu erzählen.
Th: Spüre mal was das mit dir macht, denn du bekommst ja dieses Schwindelgefühl, ich bin nichts wert. Zeige es ihm, er soll mal hingucken was das auslöst, sein Verhalten.
Kl: Du mir wird ganz schwindelig und ich falle aus dem Baum, weil es dir so egal ist, daß ich da bin. Er sagt, das stimmt nicht.
Th: Dann soll er es dir mal zeigen jetzt.
Kl: Er sagt, er weiß es nicht. Du hast es doch gut, du kannst spielen und hast zu essen und dein Bett was willst noch. Das macht mich hilflos. Ich weiß gar nicht was ich machen soll. Er zuckt die Schultern und sagt, du hast es gut und jetzt halt die Klappe und dreht sich wieder zu seinen Erwachsenen und da falle ich.
Th: Spüre mal was es auslöst in dir.
Th: Dunkelheit. Da kommt der Krieger, der Kämpfer.
Th: Zeig ihn mal deinem Papa.
Kl: Da drüben sitzt er, geh hin, der will mich nicht, der meint mir geht es gut und ich hätte alles was ich bräuchte.
Th: Was sagt denn dein Papa als du fällst?
Kl: Er war der Erste der mich hochgehoben hat. Er war da als ich zu mir kam. Er trug mich auf die Terrasse und da sitzt der Krieger schon in mir. Ich habe mich geschüttelt und gesagt war alles gar nicht so schlimm und die Erwachsenen sind erleichtert und dann sind das andere Mädchen und ich wieder in den Garten gegangen und haben Rgentrommel gespielt und die Erwachsenen habe ich vergessen. Ich hatte ganz dolle Schmerzen zwischen den Schulterblättern, aber die wollte ich nicht spüren.Ich wollte groß und tapfer sein.
Th: So, dann gehe jetzt noch mal direkt in die Situation hinein und guck mal wo du landest. Erlebe es noch mal in der Gegenwart.
Kl: - unter Tränen - In dem Moment als sie mich auf die Terasse getragen und auf den Stuhl gesetzt haben, da habe ich das Gefühl ich brauche euch Arschlöcher gar nicht. Ich bin groß, ich brauche euch nicht mehr.
Th: Welchen Entschluß hast du da gefasst? Spüre es mal. Wie lautet der Satz?
Kl: Ich brauche euch nicht.Ich bin groß.
Th: Um den Schmerz nicht zu spüren?
Kl: Den Verlust, weil sie ja gar nichts von mir wollten.
Th: Dann zeig ihnen das, den Satz, die Entscheidung die du da getroffen hast um das Gefühl nicht zu fühlen.
Kl: Ich brauche euch nicht, ich bin jetzt groß, ihr wollt das ja so haben, daß ihr euren Kram macht und ich neben euch herlaufe. Das tue ich jetzt nicht mehr.Ich bin jetzt genauso groß wie ihr. - weint - Ich fühle mich ganz groß und wenn ihr so dreckig lacht, ich werde es euch zeigen. Jetzt kriecht die Krankheit rein, da ist jetzt ein völlig fremdes Gefühl, ich bin gar nicht groß.
Th: Zeig das mal deinem Papa das jetzt die Krankheit kommt.
Kl: Ich will groß sein und es geht nicht.Da kommt was und überfällt mich. Er nimmt das nicht weiter ernst. Ach was wir packen das schon.
Th: Sprich mal die Krankheit an die du wahrnimmst, welche Aufgabe hat sie jetzt?
Kl: Was hast du jetzt bei mir zu tun?
Th: Viellleicht kann sie es dir zeigen als Bild.
Kl: Ich kann es nur als Gefühl wiedergeben. Da ist ein Kältegefühl im Rücken und ein Kreuz im Kopf. Es drückt mich runter, es drückt mich zusammen. Jetzt kannst du zeigen was du kannst.
Th: Sowas wie, jetzt zeig mal ,daß du stark bist? - Klientin bejaht. -
Kl: Die Revolution gegen die Erwachsenen ist sinnlos.
Th: Frag mal das Kreuz wer es schickt oder wo es herkommt.
Kl: Das ist die Krankheit die mußt du jetzt tragen. Wo kommt das her? Es drückt mich nur runter, tiefer rein ins Bett. Ich sehe das sorgenvolle Gesicht meiner Mutter über mir und das Gesicht eines Doktors guckt mich an.
Th: Spüre mal was dieser sorgenvolle Blick bei dir auslöst.
Kl: Das ist Angst bei ihr. Ich wußte schon es ist mit mir was schreckliches passiert und ich konnte sie nicht trösten. - Direkte Ansprache - Mutti, ich kann dir nicht helfen, ich muß mein Kreuz tragen. - weint - Wir müssen uns trennen. Ich muß meinen Weg gehen. Das ist mein Weg. Ich lasse die Erwachsenen los, die da alle am Bett stehen. Es ist so wie wenn ich in ein Bergwerk einfahre.
Th: Guck mal ob das noch die Entscheidung ist, ich bin jetzt erwachsen, du läßt sie los.
Kl: Jetzt gehen sie mich gar nichts mehr an. Ich fahre jetzt weg.Ihr geht mich nichts mehr an. Ich bin ihnen gar nicht böse, ich fahre los. Ich bin euch nicht böse, ich fahre jetzt los in meine Welt. Ihr habt mich ja gar nicht haben wollen.
Th: Ja, das ist der Schmerz.
Kl: Ihr habt mich nicht haben wollen. - weint - Sie protestieren und sagen das stimmt nicht.Die Mutti sagt, Hannah sei doch nicht traurig, daß du ein Mädchen bist, der Vati gewöhnt sich doch an das Mädchen. Ich sollte ein Junge werden. Es geht auch als Mädchen schön durch das Leben, komm zurück. Nein, ich gehe fort.
Th: Der Schmerz sitzt so tief.
Kl: Mein Vater steht da ganz verständnislos. Du stehst da und sagst überhaupt nichts. Das ist ein riesiges Mißverständnis, hauptsache du bist gesund. Zu spät, es ist passiert. - weint stark - Er brüllt mir nach, ich helfe dir wo ich kann. Sie stehen da und weinen und der Zug fährt in diese Dunkelheit. Ich rieche den Sauerstoff. Ich habe die Maske auf. Da sagt eine Männerstimme sie hat es geschafft, wir können jetzt endlich ins Bett.Sie knipsen die Schreibtischlampe aus, es ist Tag, die Nacht ist vorbei und der Zug steht. Sie nehmen die Maske von meinem Mund und sagen, hoffentlich kann sie schlucken. Da kommt so ein Arzt rein und sagt, komm bewege dich mal, heb` mal das Bein hoch, das andere Bein und den Arm, den anderen Arm, hole mal Luft. Na, das geht ja wenigstens. Dann geht er weg und alles ist still und ich bin ganz allein.Dann kam der Schmerz, alles tut weh. Schmerz wo kommst du her? Das ist dein Kreuz.
Th: Ist das das Kreuz im Kopf das du zu tragen hast?
Kl: Ja. Der Schmerz sagt es mir noch mal ganz deutlich, er kann nicht anders, es muß so sein, ich peinige dich jetzt.Ich kann nicht von alleine weggehen, ich muß bei dir sein.
Th: Was braucht er, daß er wieder gehen kann?
Kl: Was brauchst du, daß du gehen kannst? Deinen Eltern verzeihen, denen geht es nicht gut.
Th: Zeig deinen Eltern den Schmerz und seine Forderung.
Kl: Wolltet ihr mich eigentlich noch haben? Doch, doch, wir wollten vier Kinder haben. Ich wollte noch einen Jungen, das wäre schön gewesen. Ich habe die Mutter beleidigt, ich bin in die Badewanne gegangen und habe nicht mit ihr geredet und dich habe ich auch nicht angeguckt, aber ich habe es nicht so gemeint, daß du dich da in die Lore schmeißt und wegfährst und krank wirst, das habe ich doch nicht gewollt mein Kind. Ich wollte nur noch einen zweiten männlichen Erben und da war ich so enttäuscht und dann habe ich dich wie einen Jungen behandelt. Du bist tapfer, du brauchst nicht zunweinen.
Th: Ist er bereit das zu revidieren wenn er jetzt die Folgen sieht?
Kl: Es tut ihm unendlich leid und er sagt wieder, ich helfe dir wo ich kann.Komm raus aus diesem Krankenhaus, ich helfe dir, die Ärzte wissen sowieso nichts.Mein Herz hilft dir und Mutti hilft dir, komm raus hier. Ich bleibe hier. Draußen muß ich wieder lachen wenn es weh tut und auf den Baum und zeigen, daß ich ein Junge bin. Mein Vater ist entsetzt was er da angerichtet hat. Oh Gott, das habe ich doch alles nicht gewollt. Hauptsache die Kinder sind fröhlich und vergnügt und bekommen Essen und können schlafen und ich baue ihnen ein Kletterhaus. Ihr dürft doch alles, das habe ich nicht gewollt, daß du dich so verziehst, weg von uns. Komm zurück, komm, ich helfe dir.Ich traue ihm nicht. Ich traue dir nicht. Das ist aber meine innere Meinung, auch wenn ich anders bin und immer viel arbeite. Ich habe doch Angst, daß ich euch nicht durchkriege. Den Krieg habe ich bei euch überstanden, aber jetzt ist es noch viel schlimmer und du mußt doch verstehen, daß ich mich nicht immer um euch kümmern kann, und daß ich mich freue wenn du tapfer bist. Vati, es ist schrecklich, aber es ist alles so verknüpft. Komm raus da, ich wollte das nicht und Mutti erst recht nicht. Wir helfen dir. Du wirst wieder ganz gesund. Er bettelt und ich stehe wie versteinert da. Ich kann nicht, ich kriege keine Luft, wie soll ich da zu dir kommen. Ich trage dich. - weint - Nicht sterben Kind, das halte ich nicht aus. Ich wollte dich nicht umbringen. Komm, ich helfe dir. - weint stark - Er trägt mich raus. Ich kann noch gar nicht fassen, daß ich wichtig war. Die Geschwister waren gar nicht da nur der Bruder Ralf war da.Ich wußte ja gar nicht was dich so beschäftigt. Ich bitte dich um Entschuldigung, daß ich nicht ein richtiges Mädchen war sondern das Spiel mitgemacht habe ein Junge zu sein. EIn richtiges Mädchen hättest du ja auch gemocht. Ja, sagt er, die kleinen Mädchen sind so süß und du mit deinen kleinen blonden Locken wie du immer so diensteifrig durch den Garten gestapft bist das war doch gut. Du warst so ein gesundes Mädchen und wenn ich dich wie einen Jungen angepackt habe, dann war das ja nicht auf dich gemünzt sondern ich mußte tapfer sein und inner- lich stramm stehen um euch durchzukriegen und du hast gedacht du mußt tapfer sein und nicht weinen wenn du hingefallen bist.Das ist alles Quatsch, ich habe dich doch immer getröstet wenn du hingefallen bist. Das ist ein großes Mißverständnis. Komm mit uns mit und laß das hier alles. Du warst gesund. Ich lasse mich von ihm tragen und meine Mutter geht hinterher und sagt, ihr seid das Kreuz.
Th: Was löst das aus in dir?
Kl: Das sie nicht versteht worum es geht. Mutti du weiß nicht worum es gegangen ist. Ich erkläre es dir. Du hast ja die Verbindung zu mir gehabt, du warst ja nicht wie Vati, aber er war so, daß ich glaubte ich bin sinnlos zur Welt gekommen. Doch sagt sie, das Gefühl kenne ich auch.Er sagt dann weißt du, wir drei machen jetzt das Beste daraus, aber in seinem inneren Herzen weint er. Ich nehme es wahr, ich fühle, daß du im tiefsten Herzen weinst. Ja sagt er, es ist doch alles kaputt. Der Krieg ist vorbei und alles ist zerstört. Mein Betrieb, meine Illusionen, meine Familie.Laß uns gehen, wir werden sehen was kommt.
Th: Wie fühlst du dich?
Kl: Ich fühle mich schon wieder verantwortlich. Ich helfe dir auch Vater.
Th: Spüre mal was du mit der Verantwortung machen willst. Bist du bereit sie zu tragen? Oder willst du sagen, du bist der Vater, du hast die Verantwortung.
Kl: Ich habe sie übernommen.
Th: Bist du bereit sie immer noch zu tragen ? - Klientin verneint. - Dann gib sie ihm wieder.
Kl: Jetzt bekommst du sie zurück. Ich habe deine Frau gestützt, ich habe mich bei deinen persönlichen Niedergang um dich gekümmert, das tue ich jetzt nicht mehr, du mußt sehen wie du nach Hause kommst und du bekommst auch kein Geld mehr. Ja, das ist schon richtig sagt er, aber ich habe Großes geleistet und viele können dankbar sein, doch kaum habe ich sie gerettet haben sie mich auch schon vergessen. Vati,das ist nun dein Kreuz und Mutti und ich stehen rechts und links von dir und helfen dir. Er zuckt die Schultern. Er hat zehn Jahre gesoffen. Du hast zehn Jahre billigen Schnaps getrunken, hunderte von Zigarretten geraucht, ein Jahr deine Krebserkrankung verschwiegen und dann bist du elendig verreckt und wir konnten dir nicht helfen.Eine Woche vor deinem Tod wo ich immer bei dir war,da hast du gesagt geh nach Hause und komm nicht wieder. Es ist schrecklich einen Menschen sterben zu sehen, du bist zu jung. Ich will meine anderen Kinder noch sehen, die lebten im Westen und die kamen dann. Der Sohn war von den Russen verhaftet worden und saß im Gefängnis in Ostberlin. Er kam auch, er wurde freigelassen. Dann stritten sich meine älteste Schwester und mein Bruder wer zu ihm fahren darf. Widerlich wie sie ihren Bruder beherrschen wollte. Du bist so widerlich immer noch. Laß doch Ralf fahren. Ich stand so abgeschlossen da und brauchte nicht zu ihm zu fahren, auch wenn ich das erst als Schmerz empfunden habe, daß ich nicht wiederkommen sollte. Mein Bruder, der mußte warten bis der erste Zug nach Rostock ging und dann kam er doch zu spät, da war unser Papa schon gestorben.Das hat den Bruder so böse gemacht, daß er erst kurz vor seinem Tod mit der Schwester Frieden geschlossen hat.
Th: Was macht das mit dir jetzt.
Kl: Das er Frieden geschlossen hat finde ich gut und der Vater hat nichts zu beanstanden und es reicht ihm, daß ich weiß das er glücklich war, daß ich ein gesundes Mädchen war, als ich auf die Welt kam.
Th: Spüre mal ob dein Vater jetzt bereit wäre anders mit dir umzugehen als kleines Mädchen ob er was verstanden hat.
Kl: Er hat viel verstanden sagt er, er hat immer angegeben mit seiner hübschen Frau im offenen Auto, ist mit den anderen drei Kindern durch S. gefahren. Er war furchtbar eitel, das war gar nicht nötig und dadurch wurdet ihr alle so aufgesetzt.
Th: Ist er bereit neu zu handeln?
Kl: Wie machst du das jetzt?
Th: Wenn er die Bereitschaft signalisiert, dann kannst du mit ihm noch mal in die Vergangenheit gehen, in deine Kindheit vor dem Unfall, vielleicht auch sogar mal bei der Geburt gucken, wo er sich so abwendet und schauen ob er jetzt anders umgeht.
Kl: Er lacht und guckt sich das Baby an und sagt zu seiner Frau, du hast doch nichts dagegen, daß ich in die Badewanne gehe. Nein, sie war ja auch erschöpft.
Th: Spüre mal wie es dir geht.
Kl: Ich fühle mich da sehr wohl in meinen Windeln und werde in ein Körbchen gelegt und meine Mutter liegt daneben im Bett. Es ist eine eiskalte Februarnacht und die Fenster haben Eisblumen und die Hebamme bringt meiner Mutter eine Wärmflasche und mein Vater sagt, ihm ist so kalt er geht in die Badewanne.Ihr habt nicht geheizt, das ist ja unmöglich. Hier wird ein Kind geboren und ihr habt die Heizung abgestellt, ihr seid doch total verrückt. Ja, sagt der Vater, da werde ich mal unten Bescheid sagen,daß sie heizen sollen. Die Eisblumen schmelzen und die Heizdecke wird wieder heruntergenommen.
Th: Muß dein Vater noch in die Badewanne?
Kl: Ja, aber nicht weil ihm kalt ist, sondern weil es ihm gut tut.
Th: Er könnte ja auch das Baby nehmen.
Kl: Nein, da ist er richtig schüchtern.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Er zieht eine Kette aus der Tasche und bindet sie mir an den Zeh. Das ist eine Perlenkette die ich heute noch besitze und er lacht meine Mutter an und sagt das ist Frauensache hier, aber irgendwie ist die Stimmung gut.
Th: Dann guck mal weiter, wie verhält sich dein Vater jetzt in deiner Kindheit.
Kl: Er nimmt mich an die Hand und sagt, willst du mal Autofahren? Komm, ich nehme dich mit.Er setzt mich mit ins Auto, wir hatten einen Chauffeur und ich sitze auf seinem Schoß und er zeigt mir die Straßen und beschäftigt sich mit mir. Er kommt nach Hause und guckt in die Sandkiste wo ich spiele und streicht mir über den Kopf. Er ist mir zugewand. Ich rufe aus dem Baum, guckt mal wir sind hier oben in der Baumspitze und alle gucken hoch und winken. Das ist ein tolles Gefühl. Ich bin groß, viel größer als ihr und da lachen sie.
Th: Dann guck mal was weiter geschieht da im Baum.
Kl: Die Freundin mit der ich da herumklettere, die findet das auch ganz toll, daß ihre Großeltern hochgucken.Wir spielen jetzt unten am Wasser.
Th: Das heißt du fällst jetzt gar nicht vom Baum?
Kl: Wie ich da hin gekommen bin weiß ich gar nicht, wir spielen da unten und die Erwachsenen begucken uns.
Th: Dann spür mal was mit deinem Rücken ist und mit dem Schmerz.
Kl: Ich habe keinen Schmerz.
Th: Spüre mal was mit deiner Entscheidung ist, die du gefällt hattest, die Erwachsenen nicht mehr zu brauchen.
Kl: Nee, das habe ich nicht mehr, die sind groß und ich darf spielen hier im Garten und die trinken Kaffee und das ist alles so richtig und wenn ich was will, dann kann ich ja zu ihnen laufen.
Th: Was ist mit dem Kämpfer?
Kl: Der ist ganz klein und zieht sich in sein Kämmerchen zurück und sagt, wenn du mich brauchst, kannst du mich ja rufen ansonsten will ich hierbleiben. Ich gehe aus diesem Raum heraus und mache die Tür jetzt zu.
Th: Guck mal was weiter passiert, zwei Tage später bist du krank geworden, was ist jetzt?
Kl: Dieses bedrohliche Gefühl was vorher hereinkam, als ich sagte ich will nichts mehr von meinen Eltern, das ist nicht mehr da, es stülpt sich nichts mehr über mich und diesem Arzt möchte ich ein paar scheuern, der ist so gemein gewesen, atmen tust du ja wenigstens noch. - fängt heftig mit dem Dhyando an zu schlagen - Du hast ja gar nichts gelernt sagst mir auf diese Tour solche Dinge. - Musik unterstützt. -
Th: Wie reagiert er oder wie sieht er aus?
Kl: Er blutet und steht da und fühlt sich zurecht bestraft, aber sagt kein Wort.
Th: Dann guck doch noch mal ob überhaupt was passiert? Wirst du krank?
Kl: Jetzt, wo ich ihn verprügelt habe stehe ich auf und mein Vater hat ja immer gesagt komm mit, komm und jetzt gehe ich mit, er trägt mich nicht.
Th: Spüre mal wie du läufst.
Kl: Ich gehe an der Hand der beiden, so wie früher springe ich neben ihnen her und sie lachen und sagen, nun ist ja alles gut. Wir gehen durch Berge und Täler. - Musik wird eingespielt. -
Th: Spüre mal in deinen Körper hinein wie der sich anfühlt.
Kl: Auf jeden Fall bekomme ich gut Luft, es ist alles leichter. Ich habe so das Gefühl, mein Gott war das alles nötig und der Krieger streichelt mir die Hände, war eine anstrengende Zeit für ihn. Es steigt ein ganz anderes Verständnis für diesen Vater auf. Ich habe eine ganz andere Seite von dir kennengelernt. Dir ist es ja so ergangen wie mir später, immer helfen und noch mehr tun für andere und trotzdem nehmen sie einen nicht wahr. Jetzt ist es gut zwischen uns beiden, jetzt weiß ich es ja.Frieden ist wichtig sagt er und nimmt mich in den Arm, das hat er nie gemacht. Jetzt nimmt er mich in den Arm und drückt mich und meine Mutter steht daneben und es tut ihr richtig gut. Mir kam der Gedanke 50 Jahre Leid sind jetzt vorbei.
Th: Dann spüre mal wie dein Körper sich jetzt anfühlt.
Kl: Das kann ich noch gar nicht sagen. Ich weiß nur das die Atmung ganz leicht geht. Ich habe das Gefühl, daß ich ganz jung bin. Laß diese 50 Jahre zusammenschnurren wie so einen Gummiball und ich stapfe richtig zwischen meinen Eltern aus diesem Krankenhaus. Die 50 Jahre haben keine Bedeutung oder tun mir nicht mehr weh. Diese Kloakenbarbara sitzt da noch. Willst du hier noch immer sitzenbleiben? Nein sagt sie, ich kann mich auflösen.
Th: Schau was passiert.
Kl: Dann gehe doch in die Kanalisation und laß dich wegspülen. Sie lacht und dreht sich um und geht durch diesen fürchterlichen Strudel einfach rein, schwimmt los und wird weggetrieben. Es stinkt auch gar nicht mehr.
Th: Schau mal wie das Wasser jetzt aussieht.
Kl: Es ist noch rostig, aber es strömt schneller.
Th: Guck mal ob da vielleicht frisches Wasser kommt.
Kl: Ja, und der Krieger zieht mich auch ran und zeigt wie aus den Rohren das Wasser kommt und alles sauber macht. Jetzt ist es mehr wie eine Grotte und das Wasser spült ihr hinterher. Das Gelbe an den Wänden bleibt, alles andere ist sauber. Der Krieger hält seine Hand rein.
Th: Frage mal das Gelbe ob es noch eine Bedeutung hat.
Kl: Warum seid ihr noch gelb ihr Wände? Erinnerung.
Th: Steht es dafür, daß du weißt was war? - Klientin bejaht. - Dann nimm doch mal dieses Wissen und die neuen Bilder mit in die heutige Zeit und guck mal, was das für dein Leben heute in deinem Alltag heißt.
Kl: Das heißt, daß dieser Vater getan hat was er konnte und ich dafür sehr dankbar bin.
Th: Laß es sich mal umsetzen in dein Alltagsgeschehen.
Kl: Das ich keine Schmerzen mehr brauche, das ich freier bin, frei und mit dem was ich kann zufrieden bin und stolz bin, daß ich so bin und mich keiner mehr tragen muß. Es ist wie ein Neuanfang.
Th: Dann spüre mal was du als nächstes machen möchtest in deinem Neuanfang.
Kl: Ich möchte in denWald gehen und ein Stück spazierengehen und einfach mal glücklich sein.

Th: Frag mal deinen Körper ob er irgendwelche Unterstützung von dir braucht.

Kl: Was möchtest du haben? Keine Leistung. - lacht - Session wird beendet.